Auf der Suche nach dem Mann, der alle Schlachten gewann

Auf der Suche nach dem Mann, der alle Schlachten gewann

29. April 2015 Aus Von Bozena Yazdan

Bei den BÜCHERSTIMMEN 2015 im Glasmuseum gab es wieder ein unterhaltsames literarisches Potpourri mit viel Musik und PlaudereiBücherstimmen 7 Regina Münch Martin Groß Christel Engeland Marlies Lörcher-Paustian

Trotz idealen Grillwetters hatten sich wieder über 100 Literaturfreunde im Glasmuseum eingefunden, um einen Tag nach dem Welttag des Buches den musikalischen Büchertalk BÜCHERSTIMMEN zu erleben. Christel Engeland und Gerd Engel von RHEINBACH LIEST moderierten mit der nötigen Mischung aus ernsthaftem Anspruch, humorvoller Lockerheit und dem Charme der Perfektionsfreiheit. Ihre Sofagäste, allesamt begeisterte Leser, machten es ihnen leicht, schnell unterhaltsam – im doppelten Sinne – zu werden.

Ailing Kleefuß-Lie, Ärztin und Mutter von drei schulpflichtigen Kindern, stellte Lorenza Gentiles Erstling „Teo“ vor. Der junge Ich-Erzähler versucht, die Ehe seiner Eltern zu kitten und hofft dabei auf die Hilfe von Napoleon, weil der vermeintlich „alle Schlachten gewinnt“. Ein Buch, das auf leichte Art auch tiefsinnige Fragen streift. Karl Hempel schwärmte von Richard Powers „Orfeo“. Eindrucksvoll schilderte der ehemalige Musikschulleiter, wie sehr ihn die Textpassagen über die Musik und das Schicksal des musikalisch begabten Protagonisten Peter van Els gepackt und berührt hatten: „Ich habe mich da wiedererkannt.“ Marlies Lörscher-Paustian schließlich hatte „Nackt“ von Jean-Philippe Toussaint mitgebracht, den vierten Band einer Tetralogie. „Bücher, die mit Paris zu tun haben, kriegen von mir immer schon einen Bonus“, bekannte die frankophile Kommunikationstrainerin.

Die BÜCHERSTIMMEN wären nicht denkbar, ohne musikalische Zwischenspiele. Jens Kratzenberg zeigte u.a. mit überraschenden Variationen von Volksliedern und

Bücherbattle zwischen Christel Engeland und Gerd Engel

Bücherbattle zwischen Christel Engeland und Gerd Engel

freien Jazz-Improvisationen, was mit dem Klavier alles möglich ist. Beim abschließenden Bücher-battle, einer Programmneuerung, durfte sich der 27-Jährige aus Villip dann von Christel Engeland den kriminalistischen Thriller „Drohnenland“ von Tom Hillenbrand empfehlen lassen. Gerd Engel „konterte“ leidenschaftlich mit dem autobiographischen Internats- und Entwicklungsroman „Was machen die Jungs vom Gottesacker?“ des Deutsch-Griechen Alexandros Stefanidis. Dieses Duell ging an die Literaturwissenschaftlerin, die für die Buchhandlung Kayser arbeitet. „Es lag aber nicht an deiner Performance“, versicherte Jens Kratzenberg dem demonstrativ geknickten 2. Vorsitzenden von RHEINBACH LIEST. „Ich lese lieber Krimis und habe mich im Grunde schon in der Halbzeit am Büchertisch entschieden.“

Die zu allen Büchern ausgewählten Textstellen wurden von Regina Münch und Martin Groß, beide gehören dem WDR-Sprecherensemble an, exzellent vorgelesen. „Es ist immer wieder ein Genuss euch beiden zuzuhören“, bedankten sich die beiden Moderatoren bei den Sprechprofis.

Fazit: Die dritten BÜCHERSTIMMEN boten beste Unterhaltung, was vom Publikum mit langem warmem Applaus quittiert wurde. Und da man diesmal die eigene zeitliche Vorgabe von zwei Stunden Programmlänge nur knapp verfehlt hatte, blieben noch viele bei einem Glas Wein oder Kölsch, um zu plaudern oder sich am Büchertisch der Buchhandlung Kayser mit den empfohlenen Neuerscheinungen einzudecken. Die Leiterin des Kulturamtes, Dr. Ruth Fabritius, lobte: „Eine gelungene Veranstaltung! Mein Mann und ich haben den Abend sehr genossen.“

Die BÜCHERSTIMMEN sind eine Veranstaltung von Rheinbach liest e.V. in Kooperation mit dem Kulturamt Rheinbach, der Musikschule Meckenheim-Rheinbach-Swisttal, der Öffentlichen Bücherei St. Martin und der Buchhandlung Kayser zum Welttag des Buches. Sie wurden durch Spenden der Firmen Optik Schulz und Hörakustik Tegtmeier unterstützt. Die technische Betreuung lag wieder bei der Firma 4events.