Ausstellung des Glasgestalters  JOSEF WELZEL:  Skulptur, Gravur und römisches Luxusglas – vom 30. August -19. Oktober 2014

Ausstellung des Glasgestalters JOSEF WELZEL: Skulptur, Gravur und römisches Luxusglas – vom 30. August -19. Oktober 2014

29. Juli 2014 Aus Von Bozena Yazdan

plakat_welzerDen Flyer zur Ausstellung hier herunterladen.
Impressionen zur Ausstellungseröffnung am 30.08.2014 können Sie hier betrachten.

Die Ausstellung ist eine Hommage an das Lebenswerk Josef Welzels (geb. 1927). Erstmalig wird die ganze Breite seines Schaffens präsentiert.

Josef Welzel ist einer der international renommiertesten experimentellen Archäologen seiner Generation, darüber hinaus ein vielseitiger (nicht nur Glas-) Künstler und Designer. Während seiner Lehrtätigkeit an der Glasfachschule Hadamar hat er ganze Generationen von Schülern geprägt – nicht nur als Graveur und Schleifer, sondern auch als Formgestalter. Viele Künstlerkollegen verdanken ihm wertvolle Anregungen: neben der Gravur sind seine Arbeiten aus gegossenem Glas sowie die farbigen Glasschmelzexperimente wegweisend.

Durch seine vielseitige Ausbildung entwickelte er sich zum Bildhauer, zum neugierigen Erforscher der antiken Glaskunst und zum technisch unerreichten Graveur mit weltweiter Anerkennung.

welzelwerk1957 modellierte Josef Welzel seine ersten Plastiken, die in Bronze gegossen wurden, und schuf erste Glasschmelzarbeiten. Dazu musste er eigene Techniken entwickeln, denn das Schmelzen von hohlen Bronzeplastiken und massiven Glasskulpturen unterscheidet sich grundlegend. Das umfangreiche bildhauerische Werk Welzels ist zum einen von seinen Lehrern in Schwäbisch Gmünd beeinflusst; zum anderen entsprechen seine organisch fließenden Formen dem u.a. von Hans Arp oder Henry Moore geprägten Zeitstil der sechziger und siebziger Jahre. Von der stilisierten menschlichen Figur war für den (Glas-)Bildhauer Josef Welzel der Schritt in die gegenstandsfreie Abstraktion nur konsequent. Er beschäftigte sich mit der Spannung zwischen gerader und geschwungener Linie, Volumen und Kontur, Fülle und Leere, ohne die Materialeigenschaften seines Werkstoffs aus dem Blick zu verlieren. Josef Welzel lieferte einerseits Designentwürfe für große Vasen aus Pressglas für die industrielle Produktion, andererseits gestaltete er zahlreiche dickwandige Schalen mit farbigen Einschmelzungen – individuelle Kreationen, die seiner Experimentierfreude großen Raum boten. An einigen Arbeiten war auch seine Frau, die Glasmalerin Helga Welzel beteiligt.

Seit über drei Jahrzehnten hat sich Josef Welzel der Rekonstruktion antiker Luxusgläser vornehmlich aus augustäischer Zeit verschrieben. Seine Rekonstruktionsversuche wurden sowohl von Seiten der Wissenschaft gewürdigt wie auch als überragende handwerkliche Leistungen gelobt. Gezeigt werden u.a. seine Rekonstruktionen der Amphore aus Olbia, der Portlandvase und des Lykurgos-Bechers aus dem British Museum in London, der Diatrete aus Köln-Braunsfeld, Straßburg, Trier und Grenoble, der Situla aus dem Domschatz von San Marco in Venedig, des Hedwigsbechers u.a.m.

Zur Herstellung der antiken Diatrete (von griech. diatreton = „durchbrochen“, „durchbohrt“) werden in Glas- und Archäologenkreisen zwei Theorien kontrovers diskutiert. Die Presstheorie besagt, dass ein zweischaliger Glasrohling durch Pressen der heißen Glasmasse in einen perforierten Zwischenbecher aus Gips hergestellt und anschließend ausgeschliffen wurde. Josef Welzel hingegen vertritt die Schleiftheorie: Er geht davon aus, dass das gläserne Maschennetz aus einem dickwandigen, einschalig geblasenen Rohling (bis auf dünne Verbindungsstege zum Gefäßkörper) herausgeschliffen wurde.

Auch die Figurendiatrete (Pharos-Becher, Lykurgos-Becher) hat Josef Welzel aus dickwandigen geblasenen Rohlingen mit dem Gravurrädchen plastisch herausgearbeitet bzw. hinterschliffen. Die berühmte Portlandvase aus dem British Museum in London belegt nach seiner Überzeugung die Übertragung der Technik des Kameenschnitts vom Edelstein auf geblasenes Überfangglas. Nur die Amphore von Olbia entstand vor der Erfindung der Glasmacherpfeife durch Absenken eines erweichten Glasfladens über einer Form.

Die Ausstellung wurde durch einen Zuschuss der Städte- und Gemeindestiftung der KSK Köln ermöglicht und ist Teil des Kooperationsprojektes Römisches Rheinland 2014.

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Zur Eröffnung der Ausstellung sind alle Freunde der Glaskunst herzlich eingeladen. (Die Ausstellung ist gleichzeitig Auftakt zum Römertag am 31. August)

Begrüßung: Claus Wehage, Stellvertretender Bürgermeister der Stadt Rheinbach

Einführung:
Dr. Ruth Fabritius, Museumsleiterin
Heikko Schulze-Höing und Wilhelm Vernim, Graveure

BEGLEITPROGRAMM:

Vorträge, Workshops, Stummfilm mit Live-Klavierbegleitung

13.09.2014, 11.00-16.00 Uhr
Römische Perlenherstellung „vor der Lampe“
Workshop mit Angela Liane Wagner
Teilnahmegebühr 49,00 € p.P.(zzgl.19,00 € Materialkosten)

27.09.2014, 19.00 Uhr
„Die letzten Tage von Pompeji“
Stummfilm (1913) von Mario Caserini und Eleutterio Rodolfi (D 1913) mit Live-Klavierbegleitung.
Einführung: Dr. Eckart Stiehl, Ehrenpräsident des Bundesverbandes Deutscher Filmautoren.
Am Klavier: Herbert Vennemann
Eintritt: 10,00 € incl. Museumseintritt

30.09.2014, 19.00 Uhr
Grenzenlose Gaumenfreuden – Römische Küche in einer germanischen Provinz
Vortrag von Dr. Jutta Meurers-Balke
Eintritt frei

16.10.2014, 10.00 – 12.00 Uhr
Inspiration Römer (I): Menschen zeichnen
Workshop für Kinder mit Bozena Yazdan
Teilnahmegebühr 8,00 € p.P.

17.10.2014, 10.00 – 12.00 Uhr
Inspiration Römer (II): Hände zeichnen und malen
Workshop für Kinder mit Bozena Yazdan
Teilnahmegebühr 8,00 € p.P.

18.10.2014,19.00 Uhr
Literatur zum Essen – Lukullische Tafelfreuden: Literarische Kostbarkeiten & Vier-Gänge-Menü
Literarisch-kulinarischer Abend in Zusammenarbeit mit eßkultur und evation
Lesung und Vier-Gänge-Menü: 36,00 €

Josef Welzel
Geb. 1927 in Biebersdorf/Schlesien, lebte in Hadamar
Gestorben am 12.08.2014
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Ausbildung und Arbeitsstätten
1941-44 Lehre als Glasschleifer 1944 Gesellenprüfung 1944-48 Wehrdienst, Kriegsgefangenschaft, Landarbeit 1948-49 Glasschleifer in Niedermarsberg und Euskirchen 1949-51 Glasfachschule Rheinbach mit Staatl. Abschlussprüfung, Fachbereich Gravur 1951-52 Glasschleifer bei Villeroy & Boch, Wadgassen und in Paris bei Fa. Ceralys 1951-52 Meisterklasse an der Staatlichen Höheren Fachschule in Schwäbisch Gmünd bei Prof. Konrad Habermeier und Prof. Wilhelm Braun-Feldweg, Meisterprüfung als Graveur 1953-56 Gastschüler als Glasgraveur bei Konrad Habermeier und Anton Mahringer 1957-63 Gaststudierender als Bildhauer bei Fritz Nuss an der Werkkunstschule Schwäbisch Gmünd 1959 Erste geschliffene plastische Arbeiten aus Glas in der Jahresausstellung des Baden-Württenbergischen Kunstvereins 1952-63 Glasgraveurmeister bei der Josephinenhütte, Schwäbisch Gmünd 1963-92 Fachlehrer für Glasgestaltung an der Glasfachschule in Hadamar. Einführung des Schmelzens und Schleifens plastischer Glasobjekte 1968-73 Entwürfe für Pressglasvasen und -schalen für die Charlottenhütte in Werdohl 1977-78 Plastische Arbeiten aus Glas für die Wiesenthalhütte in Schwäbisch Gmünd 1992- 2006 Teilzeitunterricht an der Glasfachschule in Hadamar.

Auszeichnungen
1973 Auszeichnung für eine moderne Industrieform auf der Messe in Hannover für die Charlottenhütte in Werdohl
1977 Preis der Ilse-Reinhart-Stiftung Wertheim für Erforschung der antiken Diatrettechnik
2009 Bundesverdienstkreuz

Arbeiten in öffentlichen Sammlungen
Deutsches Museum, München. Kunstmuseum Düsseldorf, Landesmuseum Trier und Mainz, Museum Kam in Nymegen, Glasmuseen in Rheinbach, Wertheim, Frauenau, Universitätsmuseum Marburg

Ausstellungen
Zahlreiche Ausstellungen im In- und Ausland mit eigenen Glasplastiken sowie zur Geschichte antiker Gläser und ihrer Herstellungsverfahren

1977 Ausstellung „Zeitgenössisches deutsches und britisches Kunsthandwerk“ im Museum für Kunsthandwerk, Frankfurt am Main und Art Gallery Birmingham.
1977 Erster Coburger Glaspreis
1980 Zentralschweizer Glaspreis
1981 Galerie Stadthaus, St. Gallen, Glasskulpturen und Gefäße, Einzelausstellung mit Helga Welzel.
2003 Glasmuseum Rheinbach, Glasskulpturen und Gefäße
2003 Haus Schlesien, Glasskulpturen und Schalen in Mosaikglastechnik
1992 Wanderausstellung, „Amphore des Kaisers“, begleitet mit Broschüre, in 6 Museen, ausgehend vom Glasmuseum Wertheim
1994 Wanderausstellung, „Becher in gläsernem Netz“, begleitet mit Broschüre „Becher aus Flechtwerk von Kristall“, ausgehend von Glasmuseum Rheinbach
2007 – 2008 Beteiligung in der Ausstellung: „REFLECTING ANTIQUITY“, Modern Glass Inspired by Ancient Glass, 2007 in J. Paul Getty Museum, 2008 in The Corning Museum of Glass, Corning, New York

Literatur/Veröffentlichungen
Publikationen in verschiedenen archäologischen Zeitschriften, vgl. Ausstellungskat. „Wiesenthalhütte. Design in Glas 1957-89“, Düsseldorf 2007, S. 360-361

1978 Glastechnische Berichte, „Schleiftechnik der Diatretgläser“ S. 130 – 136
1986 Glastechnische Berichte, Deutsche Glastechnische Gesellschaft, Josef Welzel, Erika Zwierlein-Diehl „Glaspasten – Alte Herstellungsverfahren im praktischen Versuch“ S. 297 – 305
1991 Industrie Diamanten Rundschau „Diamanten als Schleifmittel auch schon in der Antike“ S. 2 – 6
1992 Glasmuseum Wertheim „Die Amphore des Kaisers“
1994 Glasfachschule Hadamar „Becher aus Flechtwerk von Kristall“
1998 Journal of Glass Studies, „Rekonstruktion eines Diatretglases nach einem Scherbenfund“ S. 127 – S. 139
1999 Journal of Glass Studies, „Das Diatretglas aus Szekszárd in Ungarn“. S. 153 – S 165
2002 Kölner Jahrbuch, „Die Situla im Domschatz von San Marco in Venedig“
2005 Archäologisches Korrespondenzblatt, „Der Pharosbecher aus Begram – Analyse der Schleiftechnik und seine Herstellung“
2008 Glashaus Nr. 4, Die Rekonstruktion der Amphora aus Olbia, S. 5 – 9

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Leider ist Josef Welzel in der Nacht vom 11. auf den 12. August verstorben. Somit wird es eine Ausstellung in Gedenken an einen großen Mann aus der „Glaswelt“, eine Hommage an das Lebenswerk.