Zwei Berufsleben: Glas

Zwei Berufsleben: Glas

17. Mai 2013 Aus Von Bozena Yazdan

 Franz Wendler 1913-2007/ Linda Wendler 1938-2012

Plakat zur Wendler-Ausstellung

Plakat zur Wendler-Ausstellung

In diesem Jahr wäre der Graveur Franz Wendler 100, seine Frau, die Glasmalerin Linda (eigentl. Gerlinde) Wendler, 75 Jahre alt geworden. Aus Anlass dieses Doppeljubiläums zeigt das Glasmuseum Rheinbach eine Sonderausstellung mit etwa 300 Arbeiten der beiden Glasgestalter. Gezeigt werden Gläser aus den Beständen der Glasmuseen Rheinbach, Wertheim und Kamenický Šenov/Steinschönau, außerdem trennen sich knapp 30 private Sammler für die Dauer dieser außergewöhnlichen Schau von ihren Schätzen.

Die Eheleute, die beide alten Glashandwerker- und -händlerfamilien aus der nordböhmischen Glasregion rund um Haida/Novy Bor entstammen, waren für Jahrzehnte ein nicht wegzudenkender Teil der Rheinbacher Glaskunstszene. Sie stehen auch exemplarisch für ein Kapitel europäischer Glasgeschichte des 20. Jahrhunderts. Darüber hinaus haben sich die Wendlers in vielfältiger Weise, nicht zuletzt als aktive Mitglieder des Vereins „Freunde und Förderer von Steinschönau/Kamenický Šenov“, um die deutsch-tschechische Freundschaft und Aussöhnung verdient gemacht.

Franz Wendler

geb. am 6. Juni 1913 in München, bald danach Rückkehr der Familie nach Nordböhmen: bis 1923 nach Zwitte bei Lindenau, dann ab Dezember 1924 nach Haida

ab 1919 Volksschule, anschließend Mittelschule in Böhmisch Leipa

2. Februar 1928: Beginn der dreijährigen Lehre zum Graveur in Langenau in der Firma R. Markowsky bei Lehrmeister Klaus, der 1929 als Selbständiger nach Piehl zog; anschließend fünf Gesellenjahre bei seinem Lehrmeister

1936, mit 23 Jahren, eigener Betrieb in Haida mit zuletzt 5 Gesellen; Betrieb bestand während des Zweiten Weltkrieges fort.

1939-1945 Soldat bei der Deutschen Wehrmacht, anschließend Verblieb im Westen Deutschlands; Enteignung des Betriebs in Nordböhmen

1947 neue Gravurwerkstatt in Bedburg/Erft, 1950 Umzug nach Rheinbach, Aufträge von mehreren Glasfirmen, Aufbau eines Glasveredlungsbetriebs mit bis zu fünf Gesellen

Ab 1963 bis 2007 eigenständig bzw. ohne Lohnarbeiter tätig, um eigene Dekorentwürfe für ausgewählte Auftraggeber (z. B. Botschaften) und Sammler verwirklichen zu können.

Spezialität: meisterliche Ornamentgravuren

gest. am 28. Oktober 2007