Menschliches, Allzumenschliches

Menschliches, Allzumenschliches

16. Januar 2015 0 Von Bozena Yazdan

Von Heiligen und Madonnen, Trunkenbolden und neckischen Nackten im Glasmuseum Rheinbach

Plakat- Menschliches-Glasmuseum-HP (2)Ausstellung ab 23. Januar 2015 bis auf weiteres

Wer mit aufmerksamem Blick das Glasmuseum durchstreift, trifft in fast jeder Vitrine auf die menschliche Figur in allen Variationen – graviert, gemalt, geätzt oder plastisch geformt – und damit auf das pralle Leben. Dies kann nicht weiter überraschen, gehört doch die Darstellung des Menschen seit Urzeiten zu den Hauptanliegen der Kunst schlechthin, damit auch der Glaskunst.

Die Ausstellung vereinigt für einige Monate Gläser mit figürlichen Darstellungen und wagt damit einen etwas anderen Blick auf die eigenen Bestände einschließlich der Sammlungen Bruns und Mülstroh. Dabei spürt sie dem Wandel des „gläsernen Menschenbildes“ nach.

Im Barock, einer Zeit üppiger Prachtentfaltung, fanden nicht nur gravierte höfische Herrscherporträts ihre Abnehmer, 14DETAILsondern auch Gläser mit derber Erotik, die schenkelklopfende Heiterkeit in privaten (männlichen) Zirkeln hervorgerufen haben dürften. Auch heute zaubert ein solches Glas mit eindeutiger Darstellung und zweideutiger Beschriftung ein amüsiertes Schmunzeln auf das Gesicht der Betrachter. Wer den nackten oder kaum bekleidete menschliche Körper darstellen wollte, musste bis tief ins 19. Jahrhundert die Figur als mythologische Gestalt tarnen: als Flora und Zephyr, als Venus oder Luna usw. Und der zwar bekleidete, aber eindeutig trunkene Shakespeare’sche Falstaff verdient einen genauen Blick auf den meisterlichen Lithophanieschnitt. Madonnen und Heilige, oft nach dem Vorbild populärer Gemälde von Leonardo da Vinci, Raffael und Dürer graviert, bringen das ganze liederliche Treiben wieder ins Gleichgewicht.

Erst das 20. Jahrhundert entlässt den (gläsernen) Akt aus der Umklammerung des Mythologischen und stößt die Tür 86DETAILzum freien künstlerischen Umgang mit dem Thema bis hin zum Experiment und Happening auf, zumal innerhalb der zeitgenössischen Studioglas-Bewegung. In den Arbeiten der letzten Jahrzehnte begegnet uns der Mensch in technisch und künstlerisch vielfältiger Form. Gerade die Zerbrechlichkeit des Werkstoffes Glas ist dazu geeignet, über die Gefährdungen des Menschen in unserer Zeit künstlerisch zu reflektieren. Oft wird Ernsthaftes aber durchaus witzig umgesetzt, ohne es der Lächerlichkeit preiszugeben. Wem es gelingt, sich auf die poetisch-skurrilen Bilderwelten zeitgenössischer Glaskünstler einzulassen, wird mit einem Gewinn an Vergnügen und Lebensfreude belohnt.

Passend zum Titel der Ausstellung soll es auch zur Eröffnung und im Begleitprogramm der Ausstellung „menscheln“.

Bernd Schumacher

Bernd Schumacher

Zur Eröffnung der Ausstellung am

Freitag, dem 23. Januar 2015, 19.00 Uhr

im Glasmuseum Rheinbach, Himmeroder Wall 6, 53359 Rheinbach

sind alle Freunde des Glasmuseums herzlich eingeladen.

Begrüßung: Claus Wehage, stellv. Bürgermeister

Einführung: Dr. Ruth Fabritius, Museumsleiterin

Im Anschluss präsentiert der Rheinbacher Autor und Komponist

Bernd Schumacher

nach dem Motto „Die schönsten Geschichten schreibt das Leben“ Lieder und Histörchen aus Rheinbach

rund um das Thema „Menschliches, Allzumenschliches“. Eintritt frei – Spenden willkommen!

Weitere Infos zu Bernd Schumacher finden Sie auf seiner Website.

BEGLEITPROGRAMM ZUR AUSSTELLUNG

Samstag, 31. Januar 2015, 19:00 Uhr

Literatur zum Essen

„Es muss nicht immer Kaviar sein“ von Johannes Mario Simmel

Kostproben der tolldreisten Abenteuer des Thomas Lieven und dessen außergewöhnliche Rezepturen kredenzt von eßkultur – kaviarfrei

…Die beiden Herren erwarben zu einem kriegsbedingt überhöhten Preis sieben Eisenblechformen: Die Absicht, Kuchen darin zu backen, schien ihnen jedoch fern zu liegen. Anschließend kauften sie nämlich nicht etwa Butter, Zucker, Safran und Mehl, sondern bei einem Trödler in der Rue Mazagran neun Kilogramm Blei, eine feuerfeste Schamotte sowie eine handliche Stahlflasche voll Propangas…

Menü:

Krebsschwanzsuppe
Sellerie Genfer Art
Zweierlei Ente
Ertränkter Lemon Spring Cake auf Citrusfrüchten

Eintritt und Menü: 36 Euro

Workshops für Kinder:

Selbstporträt

Mittwoch, den 28. Januar 2015, 14:30 – 16:30 Uhr

Das menschliche Porträt und die menschliche Figur ist eines der ältesten Motive in der Kunst. Wir machen einen Rundgang durch die Ausstellung Menschliches, Alzumenschliches. Wie wurde der menschliche Körper in der Glaskunst dargestellt? Wir machen Skizzen von den Objekten. Inspiriert vom Glas malen wir Selbstporträts auf einer Leinwand in Acryltechnik.

Leitung: Bozena Yazdan
Alter: 6 – 14 Jahre (mind. 6 – max. 11 Kinder)
Gebühr: 8,- € (einschl. Materialkosten u. Eintritt)

 

Mein Traumkleid

Mittwoch, den 06. Mai 2015, 14:30 – 16:30 Uhr

In der Ausstellung Menschliches, Allzumenschliches betrachten wir Objekte mit figurativen Darstellungen. Auf den Gläsern finden wir auch Porträts, wo Menschen und ihre Kleidung abgebildet sind. Wie könnte sie aussehen, die Mode der Träume? Damals wie heute holen sich Designer ihre Inspiration von überall her, sogar aus vergangenen Zeiten und Epochen. Wir entwerfen die schönsten Kleider und bemalen mit Acrylfarben einen Frauentorso aus Pappmaché.

Leitung: Bozena Yazdan
Alter: 6 – 14 Jahren (min. 6 – max. 12 Kinder)
Gebühr: 12,- € (einschl. Materialkosten u. Eintritt)