ZERBRECHLICHE HEILIGE – Rumänische Hinterglasikonen aus der Sammlung des Siebenbürgischen Museums Gundelsheim/N

ZERBRECHLICHE HEILIGE – Rumänische Hinterglasikonen aus der Sammlung des Siebenbürgischen Museums Gundelsheim/N

13. November 2020 Aus Von Bozena Yazdan

Kabinettausstellung im Glasmuseum Rheinbach

Voraussichtlich 01. Dezember 2020 –  31. Januar 2021

Die rumänischen Hinterglasikonen Siebenbürgens sind als Zeugnisse echter Volkskunst gleichsam Fenster in eine andere, himmlische Wirklichkeit, die in ihren Motiven und ihrer Farbenpracht Lebensfreude und tiefempfundene Frömmigkeit vereinen.

Das Glasmuseum Rheinbach zeigt in der Vorweihnachtszeit bis Anfang nächsten Jahres in Raum 13 eine repräsentative Auswahl aus der historischen Sammlung rumänischer Hinterglasikonen des Siebenbürgischen Museums Gundelsheim a.N.

In Corona-Zeiten verdient der im Westen weniger bekannte heilige Charalampes besondere Beachtung:

CHARALAMPES
Rumänische Hinterglasikone aus Siebenbürgen
Kronstädter Vorort Şcheii Braşovului,
2. Hälfte 19. Jahrhundert
Siebenbürgisches Museum Gundelsheim/Neckar

Der heilige Charalampes (auch Charalampius oder Haralambie)

war nach einigen Quellen Bischof von Magnesia (Kleinasien) und erlitt im Jahr 203 n. Chr. sein grausames Martyrium während der Verfolgung unter Kaiser Septimius Severus. Sein Name Χαράλαμπος bedeutet auf Griechisch „strahlend vor Freude“.

In der Ostkirche wird er als Patron gegen Pest, Cholera und Viehseuchen verehrt. Wie bei anderen Völkern Südosteuropas verweisen auch bei den Rumänen Siebenbürgens bestimmte Praktiken seines Kultes in den Bereich von Volksaberglaube und Volksmedizin. Immer wenn die Nachricht aufkam, dass eine Seuche die Menschen dahinraffe, soll die Nachfrage nach Charalampes-Ikonen gestiegen sein, da man auf die Schutzkraft des Heiligen hoffte. Er wird im Bischofsornat dargestellt, zu seinen Füßen kauert als Zeichen seines Triumphes über Krankheit und Verderben die Personifizierung der Pest bzw. des Todes als drachenartiger Dämon oder als Skelett mit prächtigem Helm und Sense in den Knochenhänden. Meist hält Charalampes diese Gestalt an einer Kette fest, wodurch seine Herrschaft über sie bzw. über die von ihr angezeigten Heimsuchungen zum Ausdruck gebracht wird. Zwar hat er sie überwunden, aber er kann sie jederzeit wieder von der Kette loslassen.

Auf der siebenbürgischen Hinterglasikone aus der Sammlung des Siebenbürgischen Museums Gundelsheim ist Charalampes stehend im Bischofsornat, mit der Rechten segnend und das Evangelium in der Linken hochhaltend dargestellt. Vor links nähert sich ihm der segnende Christus, von rechts ein Engel mit dem Märtyrerkranz. Der Heilige steht vor einer Stadtkulisse. Von beiden Seiten nähern sich ihm Abordnungen verängstigter Menschen fürbittend und aufgeregt gestikulierend. Charalampes tritt auf den Sensenmann, den er an der Kette festhält. Der untere rechte Bildrand gewährt einen Blick in den Abgrund des Totenreichs, in den einige Menschen schon hinabgesunken sind.

Auf die geplante Eröffnung am 13.11.2020 wird verzichtet.

Voraussichtlich ist die Ausstellung ab 01.12.2020 zu besichtigen.

Alle Angaben unter Vorbehalt der im Dezember geltenden Corona-Schutzverordnung!